Donnerstag, 28. Mai 2009

soul cravings #2: Ich lebe an dem gefährlichsten Ort der Welt

Robert Young Pelton's Klassiker "The World's Most Dangerous Places" ist über tausend Seiten dick. Er listet die "5-Sterne-Gefahrenzonen" dieser Welt, wie etwa Kolumbien, Tschetschenien und Liberien auf und schreibt, ironischer Weise, nicht um uns abzuraten diese Länder zu besuchen. Viel mehr will er uns helfen an diese Orte zu kommen und (vielleicht) zu überleben. Nirgends kommt er aber auf den Gedanken uns vor dem wirklich gefährlichsten Ort der Welt zu warnen. Und natürlich gibt er uns keine Anleitung, wie wir überleben sollen, wenn wir dort fest stecken. Irgendwie verwundert mich das, ich frage mich sogar ob er überhaupt schon mal verliebt war. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass keine Ahnung wie stark die Gefühle sind, sie nicht die Ausdauer der Liebe steigern. Auch die Intensität der Gefühle haben keinen Einfluss auf die Lebenszeit der Liebe. Es ist doch eher so, dass je mehr du jemanden liebst, desto mehr Kapazität hast du ihn oder sie zu hassen. Und warum, nur mal nebenbei, wissen wir die Hälfte der Zeit in der wir verliebt sind, nicht das wir verliebt sind bis wir die Liebe schon wieder verloren haben. Ist Herzschmerz der einzige Weg um zu wissen, dass die romantischen Gefühle echt sind?

Schließlich sind die einzigen Menschen, die uns tief verletzen können genau die, denen wir erlauben tief in unsere Seele zu blicken.
Genau das ist es, was Liebe so gefährlich macht. Je mehr du jemanden liebst umso mehr kann die Person dich verletzen. Wenn du dein Herz jemandem schenkst, dann vertraust du der Person dein Herz an. Der oder die Geliebte kann damit so ziemlich alles tun, was sie möchte. Du machst dich so zu sagen angreifbar und hilflos. Ist Liebe nicht großartig? Kein Wunder, warum wir alle danach suchen.
Lass uns das mal durchdenken.
Angesichts der ganzen Probleme, die Liebe so hervorbringt, frage ich mich warum wir so sehr auf der Suche danach sind? Wie viele tausende von Jahre müssen noch vergehen bis wir es gelernt haben? Wie viele Romeos und Julias müssen noch tot auf dem Boden liegen, bevor wir bereit sind diese perverse Abhängigkeit aufzugeben? Ja ich weiß, dass sie nicht real sind, aber andrerseits - ist es Liebe? Wenn Evolution die Weise ist, wie wir unsere menschliche Geschichte verstehen, warum können wir uns dann nicht selber "heraus entwickeln" aus dieser Achillesferse, die wir als Liebe kennen? Komm mir nicht mit der Sache, von der Fortpflanzung der Arten. Liebe ist absolut nicht nötig für die Reproduktion - nur Sex. Alles was du brauchst ist Anziehungskraft, nicht Emotionen... Wenn Intimität nur mit Anziehungskraft zutun hat, dann können wir die Lust behalten und die Liebe verabschieden.
Aber sie wird nicht fort gehen. Es ist ungefähr 400 Jahre her seid Rene Descartes durchdacht hat "Ich denke, also bin ich." Er war der erste Vulkan. Wir Menschen waren sehr lange davon überzeugt, dass wir eventuell diese höhere Ebene finden könnten, in der Emotionen uns nicht länger definieren. 400 Jahre nach der Geburt der Aufklärung, haben wir diese Ebene immer noch nicht gefunden.
Wie kann es sein, dass wir in dem postinformativem Zeitalter, in der Ära der technologischen Revolution, immer noch so etwas primitives brauchen wie Liebe?
Ganz gleich wie oft wir an der Liebe scheitern, oder die Liebe an uns scheitert, wir suchen sie weiter.
Sogar die Narben der Liebe halten uns nicht davon ab erneut Liebe zu riskieren.
Es scheint irgendwie strange, dass inmitten unserer schmerzhaftesten Erinnerungen, die meist behüteten stecken. Auf gewaltige Weise gibt uns das der Film "Eternal Sunshine of the Spotles Mind" wieder. Jim Carrey und Kate Winslet kommen zusammen um die Frage zu erforschen: Kann die Seele, frei vom Schmerz der Liebe, gefüllt sein von ewigem Sonnenschein? Wenn du die Möglichkeit hättest alle Erinnerungen an deine große Liebe zu löschen um dich von dem Scherz des Verlustes zu befreien, würdest du sie nützen? Ich nicht. Ich denke die wenigsten von uns würden das tun.
Wir sind abhängig von Liebe und es ist außer Kontrolle. Wir würden alles geben um sie zu finden. An dieser Stelle fange ich an, dass alles für eine riesige Verschwörungstheorie zu halten. Hier passiert mehr, als wir mit unseren Augen erkennen können.
Es scheint als ob wir absichtlich mit diesem Werkfehler geschaffen worden sind, der uns veranlasst zu suchen... nach Liebe.
Es ist beschämend es zu sagen, aber wir müssen geliebt werden. Ich muss geliebt werden. Ich fühle mich als wäre ich in einem Antialkoholikerprogramm.
"Hallo, ich bin Hannes. Ich bin Lieboholiker."
Wenn du denkst du kannst das ignorieren, wenn du denkst du kannst dein Leben ohne Liebe leben, dann wirst du noch schlimmer dran sein, als die Menschen, die verzweifelt versuchen sie zu finden.
Die Liebe aufzugeben ist ein Leben zu wählen, dass nicht menschlich ist.
Die Liebe aufzugeben, heißt das Leben aufzugeben.


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