Dienstag, 26. Mai 2009

What the fuck is Heimat?

Stefan Strumbel, ein Street-Art Künstler aus Berlin, stellt auf sehr geile kreative Weise die Frage, die mich (und vielleicht noch einige andere) beschäftigt. Was ist "Heimat"? Kann ich sie finden? Kann ich dort bleiben? Wer ist dort, oder bin ich vielleicht alleine? Wo bin ich daheim?
Nach meinem Umzug nach Liebenzell ist mir in den letzten zwei Jahren sehr deutlich geworden, dass Heimat nicht notwendigerweise der Ort ist an dem man lebt. In Augsburg fühle ich mich immer noch zuhause, wobei selbst meine Beziehung zu meinem Augsburg sich verändert hat. Kann man Heimatlos sein? Oder ist man dann automatisch, rastlos? Wenn ich nicht daheim rasten kann, wo denn dann?
Und dann gibt es noch dieses geflügelte Wort von "geistlicher Heimat". Und ich stelle fest: nach vielen geistlichen Stationen in meinem (bisher kurzem) Leben kam ich nie wirklich zuhause an. Umso befremdlicher ist das für mich, seid ich meine Gemeindeerfahrungen reflektiere und selber durch Gemeindebau so eine Heimat schaffen will für (vielleicht) Ruhelose wie mich. Ich weiß wie schwierig das ist. Vielleicht ist es auch unmöglich. Aber ich weiß auch, dass ich vielleicht deswegen so rastlos bin, weil ich irgendwie fühle, dass meine Heimat bei meinem Vater im Himmel ist. Kein (Wohn)ort der Welt, keine Gemeinde oder christlicher Club können diese Heimat ersetzen. Und dann nehmen die Worte "heim gehen" für micht einen hoffnungsvollen Charakter an. Ich werde nach Hause gehen, heim, in meine Heimat.

"Wo gehn wir denn hin?" - "Immer nach Haus!"
Novalis, dt. Dichter (1772-1801)


2 Kommentare:

  1. Kennst du "Ich bin ein Gast auf Erden" von Paul Gerhardt? Im EG unter 529 oder auch hier: http://bit.ly/gastae.
    (Weswegen kann man keinen Text in das Kommentarfeld kopieren?)

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  2. Hi Tobias!

    Jep, ist mir bekannt. Was ich aber nicht wusste, ist wie viele Strophen das Lied hat. Aber es passt ganz gut! Und irgendwie lässt es auch einen kleinen Blick in Paul Gerhardt's Seele werfen. Danke für den Tip, ich hab gleich ein paar Strophen zur Meditation rausgeschrieben. Weshalb das mit dem kopieren nicht geklappt hat weiß ich grad nicht, aber ich werd mal schauen... Ich kopier's einfach stellvertretend für dich mal rein:



    Ich bin ein Gast auf Erden

    Paul Gerhardt

    Ich bin ein Gast auf Erden
    Und hab' hier keinen Stand;
    Der Himmel soll mir werden,
    Da ist mein Vaterland.
    Hier reis' ich bis zum Grabe;
    Dort in der ew'gen Ruh'
    Ist Gottes Gnadengabe,
    Die schleußt all Arbeit zu.
    * * * * *

    Was ist mein ganzes Wesen
    Von meiner Jugend an
    Als Müh und Not gewesen?
    Solang ich denken kann,
    Hab ich so manchen Morgen,
    So manche liebe Nacht
    Mit Kummer und mit Sorgen
    Des Herzens zugebracht.
    * * * * *

    Mich hat auf meinen Wegen
    Manch harter Sturm erschreckt;
    Blitz, Donner, Wind und Regen
    Hat mir manch Angst erweckt;
    Verfolgung, Haß und Neiden,
    Ob och's gleich nicht verschuld't,
    Hab ich doch müssen leiden
    Und tragen mit Geduld.
    * * * * *

    So ging's den lieben Alten,
    An deren Fuß und Pfad
    Wir uns noch täglich halten,
    Wenn's fehlt an gutem Rat.
    Wie mußte sich doch schmiegen
    Der Vater Abraham,
    Bevor ihm sein Vergnügen
    Und rechte Wohnstatt kam!
    * * * * *

    Wie manche schwere Bürde
    Trug Isaak, sein Sohn!
    Und Jakob, deßen Würde
    Stieg bis zum Himmelsthron.
    Wie mußten sie sich plagen!
    In was für Weh und Schmerz,
    In was für Furcht und Zagen
    Sank oft sein armes Herz!
    * * * * *

    Die frommen, heil'gen Seelen,
    Die gingen fort und fort
    Und änderten mit Quälen
    Den erstbewohnten Ort;
    Sie zogen hin und wieder,
    Ihr Kreuz war immer groß,
    Bis daß der Tod sie nieder
    Legt' in des Grabes Schoß.
    * * * * *

    Ich habe mich ergeben
    In gleiches Glück und Leid;
    Was will ich besser leben
    Als solche große Leut?
    Es muß ja durchgedrungen,
    Es muß gelitten sein;
    Wer nicht hat wohl gerungen,
    Geht nicht zur Freude ein.
    * * * * *

    So will ich zwar nun treiben
    Mein Leben durch die Welt;
    Doch denk' ich nicht zu bleiben
    In diesem fremden Zelt.
    Ich wandre meine Straßen,
    Die zu der Heimat führt,
    Da mich ohn' alle Maßen
    Mein Vater trösten wird.
    * * * * *

    Mein' Heimath ist dort oben,
    Da aller Engel Schaar
    Den großen Herscher loben,
    Der Alles ganz und gar
    In seinen Händen träget
    Und für und für erhält,
    Auch Alles hebt und leget,
    Nach dem's ihm wohl gefällt.
    * * * * *

    Zu ihm steht mein Verlangen,
    Da wollt ich gerne hin;
    Die Welt bin ich durchgangen,
    Daß ich's fast müde bin.
    Je länger ich hier walle,
    Je wen'ger find ich Freud,
    Die meinem Geist gefalle;
    Das meist ist Herzeleid!
    * * * * *

    Die Herberg' ist zu böse,
    Der Trübsal ist zu viel.
    Ach komm, mein Gott, erlöse
    Mein Herz, wenn Dein Herz will!
    Komm, mach ein selig Ende
    An meiner Wanderschaft;
    Und was mich kränkt, das wende
    Durch Deines Armes Kraft!
    * * * * *

    Wo ich gewohnt indessen,
    Ist nicht mein rechtes Haus.
    Wenn meine Zeit durchmessen,
    Alsdann tret ich hinaus;
    Und was ich hie gebrauchet,
    Das leg ich Alles ab;
    Und wenn ich ausgehauchet,
    So gräbt man mir mein Grab.
    * * * * *

    Du aber, meine Freude,
    Du, meines Lebens Licht,
    Du zeuchst mich, wenn ich scheide,
    Hin vor Dein Angesicht
    Ins Haus der ew'gen Wonne,
    Da ich stets freudenvoll
    Gleich all die helle Sonne
    Nebst andern leuchten soll.
    * * * * *

    Da will ich immer wohnen,
    Und nicht nur als ein Gast,
    Bei denen, die mit Kronen
    Du ausgeschmücket hast;
    Da will ich herrlich singen
    Von Deinem großen Thun
    Und frei von schnöden Dingen
    In meinem Erbtheil ruhn.

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